Veranstaltungsreihe «Chöpf us Nuglar-St.Pantaleon» von Nebelfrei
Bäumiges aus der Kunstwelt
Julia Schallberger spricht so nahbar über Kunst, als stünden die berühmten Gemälde zuhause im eigenen Wohnzimmer. Im Rahmen der Nebelfrei-Veranstaltungsreihe Mitte September beleuchtete sie die Beziehung zwischen Menschen und Bäumen in der Kunst.
Was sie für eine Beziehung zu Bäumen hätten, fragte die Nuglarer Kuratorin und Kunstvermittlerin am Ende ihres Vortrags. Die Antworten der rund 20 Zuhörenden im Restaurant «alte Brennerei» fielen so vielfältig aus, wie die zuvor gezeigten Kunstwerke: Für die einen sind Bäume profane Lieferanten von Früchten und Baumaterial. Andere verbinden damit Kindheitserinnerungen. Wieder andere lieben sie als schattenspendender Ruheort oder als Biotop für grosse Artenvielfalt auf engstem Raum. «Ich könnte ohne Bäume schlicht nicht leben», brachte eine Zuhörerin die allgemeine Faszination auf den Punkt. Diese Faszination hatte Julia Schallberger zuvor in einem kurzweiligen Streifzug durch die Kunstgeschichte gekonnt geschürt. Sie zeigte, dass es den Menschen schon immer so oder ähnlich ergangen ist. Sie bezogen Bäume in ihr Leben ein und stellten in der Kunst ihre Beziehung zu den Pflanzenriesen dar.
Vom Weltenbaum zum Seelenverwandten
Das begann mit dem Weltenbaum, einem verbreiteten mythischen Motiv vieler früher Kulturen. Die Germanen etwa stellten ihn übergross als Weltachse im Mittelpunkt der Erdscheibe dar. Ein Baum also, um den sich alles drehte und der von den Wurzeln bis zu den Ästen die Unterwelt mit dem Himmel verbunden haben soll. Schallbergers Betrachtungen führten weiter ins Mittelalter. Die Kunsthistorikerin, die unter anderem auch als Wochenblatt-Kolumnistin und Betreiberin der Nuglar Boutique aktiv ist, zeigte auf, wie Bäume gezielt als sinnbildliches und dekoratives Element eingesetzt wurden. Damit kam auf den Lein-wänden zum Ausdruck, wie der Mensch in dieser Zeit versuchte, die Natur zu verstehen, sie zu bändigen und für seine eigenen Gestaltungsabsichten zu nutzen. In der Romantik wiederum setzten Maler wie Caspar David Friedrich die Bäume als eigenständige «Seelenverwandte» ein. Knorrig, windschief und vom Leben gezeichnet wurde das Gehölz dem Menschen zur Seite gestellt.
Genf, Solothurn, Nuglar-St. Pantaleon
Impressionisten wie Manet, Giacometti oder auch der Solothurner Cuno Amiet wiederum gingen mit ihrer Staffelei ins Freie, um das eindrückliche Licht- und Farbenspiel unter dem Blätterdach unvermittelt im Bild festzuhalten. Und moderne zeitgenössische Kunstschaf-ende wie Pauline Julier verbinden in ihrem Werk die Faszination für Bäume mit wissenschaftlichem Interesse und ökologischem Bewusstsein. Die Genfer Künstlerin setzt damit die Ewigkeit und Verletzlichkeit dieser Pflanzengat-ung gleichermassen in Szene.
Klar wurde dabei: Bäume sind dem Menschen nicht egal, weder in der Kunst, noch in der realen Welt, was sich auch in der ausgezeichneten und viel beachteten Hochstammlandschaft rund um unsere Dörfer eindrücklich widerspiegelt.
Andreas Kaufmann
